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Vom Homeoffice zum Hybridoffice: Nachhaltige Transformation

Ein Beitrag von Florian Kunze

Professor Florian Kunze leitet den Lehrstuhl für Organisational Studies an der Universität Konstanz.

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Veröffentlicht: 01.02.2021

Lesezeit: 6 Minuten

Letzte Änderung: 07.09.2023

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Schlagworte:

  • #expertennetzwerk
  • #home office
  • #new work

Mit der Coronapandemie wurde Homeoffice für Millionen von Beschäftigen zur Realität. Wie nachhaltig sind diese Veränderungen und wie sieht das Büro der Zukunft aus? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die aktuelle Konstanzer Homeoffice Studie. Ihr Leiter, Prof. Dr. Florian Kunze, stellt in unserem Insight die wichtigsten Ergebnisse und Thesen vor.

Die Coronakrise führt aktuell zu einer massiven Transformation der Arbeitssituation von Millionen Beschäftigten in Deutschland, die Büro- oder Wissenstätigkeiten nachgehen. Zu Beginn des ersten Lockdowns im März und April 2020 wurden plötzlich Millionen von Beschäftigten angewiesen, mobil von zu Hause zu arbeiten. Repräsentative Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen, dass durch die Krise die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland im Homeoffice von 12 Prozent auf 33 Prozent gestiegen ist. Und im Rahmen der Debatten über die Senkung der Infektionszahlen wird diskutiert, ob es nicht doch staatlich regulierte Vorgaben zum Homeoffice geben sollte.  

Die Frage für Unternehmen und Beschäftigte über die aktuelle Pandemielage hinaus ist, wie nachhaltig diese Transformation der Arbeitswelt durch die Coronapandemie sein wird. Wird es eine Veränderung der Arbeitssituation hin zu mehr Flexibilität und Mobilität geben, die längerfristig anhält oder werden die meisten Beschäftigten nach dem Ende der Corona-Lage wieder ins Büro zurückkehren? Erleben wir durch die Coronapandemie eine Veränderung hin zu mehr „New Work“, also zu flexibleren Arbeitsarrangements, ohne dem bisherigen Standard der Präsenzpflicht im Büro? 

Die Konstanzer Homeoffice Studie

Um diese Fragen zu beantworten führe ich aktuell mit meinem Forschungsteam an der Universität Konstanz die Konstanzer Homeoffice Studie durch. Im Rahmen dieser Studie befragen wir 700 Erwerbstätige, die aktuell im Homeoffice arbeiten und die repräsentativ für die deutsche Erwerbsbevölkerung stehen. Seit Beginn der Coronapandemie im März 2020 haben wir die Studienteilnehmer zu inzwischen 11 Befragungszeitpunkten befragt. Zum letzten Mal vor Beginn des aktuellen Lockdowns, Mitte Oktober 2020. Basierend auf den ersten Studienergebnissen würde ich die These aufstellen, dass die coranabedingten Veränderungen der Arbeitswelt sehr nachhaltig sein werden. Was wir in der Studie sehen, ist, dass eine große Mehrheit der Befragten sehr zufrieden mit der neuen Arbeitssituation ist. Sie berichtet von einem hohen Engagement und hoher Produktivität. Zusätzlich wird insbesondere auch die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben als besonders positiv während der Homeofficetätigkeit eingeschätzt. Auch wenn das Arbeiten von zu Hause durchaus Schattenseiten hat – wie eine soziale Isolierung und eine mögliche emotionale Erschöpfung, wenn man es nicht schafft, seinen Arbeitstag gut zu strukturieren – dürfte es vielen Unternehmen schwerfallen, nach Corona das Rad wieder komplett zurückzudrehen, hin zu einer vollständigen Präsenzpflicht. Die Kultur in vielen Unternehmen, die die Präsenz im Büro mit Leistung gleichsetzt, dürfte durchaus beträchtlich ins Wanken kommen. Und auch die Argumentation von Führungskräften, dass spezifische Bürotätigkeiten grundsätzlich nicht im Homeoffice möglich sind, dürfte schwer zu halten sein.

Beschäftigte wünschen sich ein Hybridoffice

Allerdings sehen wir über die Zeit in den Daten interessanterweise einen Rückgang der zeitlichen Präferenzen für das Arbeiten im Homeoffice. Während zum Befragungszeitpunkt im Mai 2020, direkt nach dem ersten Lockdown, die höchste Zustimmung bei der persönlichen Präferenz noch bei drei Tagen Homeoffice pro Woche lag, ist diese im Oktober 2020 auf zwei Tage zurückgegangen. Auch wollen deutlich weniger Befragte (-5 Prozent) komplett im Homeoffice arbeiten. Diese Daten machen deutlich, dass viele Arbeitnehmende sich eine hybride Form des Arbeitens mit einer Kombination aus Präsenzarbeit und mobilem Arbeiten wünschen.  

In anderen Fragen der Studie sehen wir, dass die Studienteilnehmenden die Vorzüge der Präsenzarbeit für den sozialen Austausch und das kreative Zusammenarbeiten mit Kollegen und Kolleginnen schätzen. Sie schätzen aber auch die Vorteile des mobilen Arbeitens, wie mehr Ruhe und Fokussierung oder den Wegfall des Pendelweges. Dies deckt sich auch mit Befragungen von Arbeitgebenden. Auch diese sehen die Vorteile des mobilen Arbeitens, durchaus, wenn es in einer richtigen Mischung mit der Präsenzarbeit stattfindet. Diese richtige Mischung des hybriden Arbeitens, in Abhängigkeit von der spezifischen Tätigkeit der Mitarbeitenden und der Unternehmenskultur, zu finden, ist jetzt die Herausforderung, vor der Unternehmen und Personalverantwortliche stehen.  

Unterstützung für mobiles Arbeiten durch Arbeitgeber häufig noch ausbaufähig

Deshalb haben wir in unserer Studie untersucht, wie die Unterstützung der Unternehmen für ein hybrides Arbeiten aktuell und nach Corona aussieht. Hier gibt es zurzeit noch großen Nachholbedarf in verschiedenen Bereichen. So haben nur 35 Prozent der Unternehmen ihre Mitarbeitenden zu ihrer Präferenz zum mobilen Arbeiten befragt. Dies ist ein sehr niedriger Wert, in Anbetracht der Tatsache, dass eine partizipative Entwicklung von unternehmensweiten Regelungen für mobiles Arbeiten ein entscheidender Erfolgsfaktor sein dürfte. Noch niedriger ist, mit 16 Prozent, die Zustimmung bei der Frage, ob die Mitarbeitenden schon gezielte Schulungen für das Arbeiten im Homeoffice erhalten haben. Auch hier gibt es also noch erhebliche Potenziale, um die Mitarbeitenden sowohl im Bereich ihrer technischen Kompetenzen (z.B. Nutzung von Online-Kollaborationstools), als auch ihre persönlichen Kompetenzen (sinnvolle Arbeitsstrukturierung) fit für das mobile Arbeiten zu machen. Schließlich erscheint auch die technische und die IT-Ausstattung der Beschäftigten im Homeoffice noch ausbaufähig: Die Mehrheit der Befragten hat noch keine vollständige technische Ausstattung erhalten. Zu improvisieren und darauf zu vertrauen, dass Beschäftigte mit privaten Endgeräten von zu Hause arbeiten, war für die kurze Zeit des ersten Lockdowns im März und April 2020 noch sinnvoll. Wenn es jetzt darum geht, nachhaltiges mobiles Arbeiten zu ermöglichen, ist es zwingend notwendig, ausreichend in die IT-Ausstattung zu investieren, um ein produktives Arbeiten und auch den Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden zu gewährleisten. 

Fazit: Hybrides Arbeiten ist die Zukunft – mit dem Büro als Begegnungsort

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass auch nach Corona mobiles Arbeiten zur neuen Realität in der Arbeitswelt werden dürfte. Allein, um attraktiv für Bewerber zu sein, müssen Arbeitgeber zukünftig flexible Arbeitsmöglichkeiten anbieten. In unserer Studie sagen 45 Prozent der Befragten, dass bei der Suche nach einem neuen Job das Homeoffice ein wichtiges Entscheidungskriterium sein wird. In dieser neuen Arbeitswelt dürfte sich dann auch die Rolle des Büros verändern. An den Tagen, an denen man nicht von zu Hause, sondern in Präsenz arbeitet, wird für viele Mitarbeitende der Austausch und die soziale Interaktion im Mittelpunkt stehen. Büros müssen deshalb in einer hybriden Arbeitswelt sehr viel stärker als heute zu sozialen Begegnungsorten werden, die einen formalen und informellen Austausch zwischen den Beschäftigten ermöglichen.

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