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Was ist Agiles Denken? Herkunft und Umsetzung

Ein Beitrag von Björn Berger

Digitales und KI aufmerksam im Blick, bringt Björn Research-Projekte und interne Digitalisierungsprozesse bei 20blue voran und berichtet über Tech-Trends und unsere Services.

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Veröffentlicht: 01.06.2021

Lesezeit: 5 Minuten

Letzte Änderung: 04.09.2023

Schlagworte:

  • #agil
  • #methode
  • #wissenschaft

Wie arbeitet 20blue als agile Denkmanufaktur eigentlich? In unseren Werkstattberichten werfen wir einen Blick hinter die Kulissen. Im zweiten Teil erklärt Head of Digital & Information Björn Berger die Grundlagen und Hintergründe unserer neuen Methode „agiles Denken“

Wir beginnen unsere Werkstattberichte mit einer Einführung zu unserer neuen Methode „agiles Denken“. Die Werkstattberichte sind auch schöne Momente für uns als Team, innezuhalten, und zu reflektieren, was wir eigentlich geschafft (und geschaffen) haben. Ein Achtsamkeitsmoment uns selbst gegenüber, den wir gerne offenlegen. Hier geht es zum ersten Teil.

Teil 2: Was ist Agiles Denken? Herkunft und Umsetzung

Mit der Methode Agiles Denken beschreiben wir die einzelnen Schritte und Feedback-Schleifen unserer Arbeit. Diese sind zyklisch angelegt, das heißt, sie können bei Bedarf beliebig oft wiederholt werden und leben von dieser iterativen Dynamik. Anja Mutschler hat dies im ersten Teil schon ausführlich beschrieben. Ich möchte heute ein wenig über Herkunft und Umsetzung sprechen.

Agiles Denken ist nicht einfach nur eine Bezeichnung, die wir für einen klugen Match für unsere Vorgehensweise halten, sowohl agil als auch das Denken haben für unsere Methode zwei sehr konkrete Bezugspunkte: agil als Stichwort, dass es inzwischen aus der Softwareentwicklung in alle Unternehmensbereiche geschafft hat und das Denken aus Design Thinking, einer konkreten Methode aus dem agilen Umfeld.

Agil — Methoden aus der Softwareentwicklung

Inkrementelles Arbeiten, also schrittweise und mit kleinen, aber sichtbaren Verbesserungen zu arbeiten, ist gerade in der Softwareentwicklung kein wirklich neues Konzept. Tatsächlich sind auch die Methoden der agilen Softwareentwicklung häufig älter als der Begriff: 2001 erarbeitete eine Gruppe von Entwickler*innen das Manifesto for Agile Software Development.

Viele bekannte Methoden wie Scrum oder Kanban waren zu diesem Zeitpunkt bereits in der Anwendung oder in der Entwicklung. Trotzdem setzte sich der Oberbegriff der agilen Methoden durch und auch die Grundlagen der Agilität haben von der Softwareentwicklung über das Projektmanagement inzwischen den Weg in alle denkbaren Bereiche gefunden. Mit dem Schlagwort des agilen Managements sollen sogar ganze Unternehmenskulturen agil funktionieren können.

Am sinnvollsten eingesetzt halte ich Agilität allerdings eher nur auf den zwei Ebenen, die es ursprünglich umfasst: einmal als den agilen Methodenkoffer, aus dem man sich je nach Projekt und Team bedienen kann und als generelle Haltung, flexibel und ergebnisoffen auf komplexe und sich stetig verändernde Bedingungen zu reagieren.

Damit wird schnell klar, dass Agilität kein Allheilmittel und keine einzelne Stellschraube ist, die man mal eben so umsetzt. Agile Methoden bieten viele richtige und wichtige Prozessabläufe und Ansätze, der richtige Wandel passiert aber auf der komplexeren Ebene der Denk- und Handlungslogik.

Einige Aspekte dieses agilen Wertewandels ergeben sich für uns bei 20blue dabei direkt aus unserer Struktur: die Expert*innen aus unserer Expert Community arbeiten unabhängig und weisungsungebunden in unseren Projektteams. Wir forschen und recherchieren ergebnisoffen, mit anderen Worten: auch für Kunden finden wir nicht heraus, dass etwas so ist, sondern wie es ist. Oder kommen dem zumindest so nahe, wie wir im Rahmen des Projektes können.

Denn auch das ist agil: jeder einzelne Schritt ist zwar für sich fundiert und abgesichert, einen Schritt tiefer eintauchen geht aber immer. Gleichzeitig braucht es aber auch nicht für jedes Projekt den absoluten Deep Dive.

Denken — Design Thinking ohne Design

Eine konkrete agile Methode, die wir auf den Prozess von 20blue bezogen haben, ist die des Design Thinkings. Entstanden als Problemlösungsmethode benennen die Macher der Methode die fünf wichtigsten Phasen eines Innovationsprozesses als “(re)defining the problem, needfinding and benchmarking, ideating, building, testing.”

Die Design-Thinking-Methode passt gut zu 20blue, weil beide der gleichen Annahme folgen: Setzt man unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Fachrichtungen, Themenbereichen oder Lebenslagen gemeinsam in eine Umgebung, die den Austausch und die Kreativität fördert, lassen sich Probleme am besten lösen.

Ein wichtiges Element, dass ich von der Methode des Design Thinking gelernt habe, ist die Dynamik und Wiederholbarkeit der einzelnen Phasen. Die einzelnen Schritte erscheinen in vielen Modellen als logische Abfolge, in Projekten liegen aber häufig genau hier die spannenden Fragen: Wann ist es Zeit, in die nächste Phase zu wechseln? Müssen einzelne Schritte mit neu gewonnenem Wissen wiederholt werden? In welcher Phase befindet sich das Projekt überhaupt gerade?

Der adaptive Umgang mit den einzelnen Schritten ist nicht immer einfach, weil er einen Blick nach vorne und einen nach hinten erfordert: manchmal kommen Fragen im letzten Rebriefing auf, die bereits im ersten Research-Sprint beantwortet wurden. Genauso kann eine Erkenntnis aus späteren Recherchen das gesamte bisherige Projekt neu ausrichten.

Agiles Denken

Also, Agiles Mindset + Design Thinking = Agiles Denken von 20blue? Ganz so einfach funktioniert das meist nicht. Durch die Verbindung der konkreten Methode des Design Thinking mit anderen agilen Ansätzen entstehen erst viele der Herangehensweisen, die wir in unseren Projekten nutzen. Gleichzeitig löst vielleicht ein Ansatz ein konkretes Problem einer anderen Methode: dem Design Thinking wird zuweilen vorgeworfen, dass der Blick von Designer*innen, auf deren Arbeitsweise es basiert, zu präsent ist. Ein Bias-Problem, das relativ einfach zu lösen ist, wenn man Teams so bildet, wie es andere agile Methoden empfehlen: nicht nur interdisziplinär in Bezug auf das Gesamtteam, sondern besetzt mit schlauen Köpfen, die als sog. prototypische:r Expert:in in einer Person verschiedene Blickwinkel einnehmen können.

Die Kombination verschiedener Methoden zeigt außerdem gemeinsame Stärken, zum Beispiel die Iteration. Für mich in diesem Prozess einer der wichtigsten Momente, bei dem es sich gelohnt hat, einmal methodisch auf die Sache zu schauen. Die dynamische Wiederholung der einzelnen Arbeitsschritte, verbunden mit Feedback, Re-Briefings und Peer Reviews, führt erst zu dem immer weiter anwachsenden Wissensschatz, der unsere Projekte so besonders macht. Eine Erkenntnis, die für mich ganz klar in der Kategorie Haben-wir-eigentlich-schon-immer-richtig-gemacht-nur-nie-explizit-benannt liegt. Der Blick durch klar definierte Methoden auf die eigenen Abläufe hilft, genau diese Momente zu erkennen und als Strukturen zu festigen.

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