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Gar keine Messe ist auch keine Lösung: auf der digitalen Biofach 21

Ein Beitrag von Maja Franke

Maja Franke ist Expertin für Content und Corporate Publishing und war für 20blue auch als Art Directrice tätig.

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Veröffentlicht: 18.02.2021

Lesezeit: 5 Minuten

Letzte Änderung: 26.09.2023

Schlagworte:

  • #lebensmittel
  • #messe
  • #verpackung

Die Messe Nürnberg hat auf Bitten der Branche die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel als rein digitale Veranstaltung durchgeführt. Vom 17. Bis 19.2.21 nahmen 13.800 registrierte Teilnehmer*innen aus 136 Ländern an den insgesamt 775 Sessions teil. Maja Franke von 20blue besuchte vor allem Veranstaltungen, die sich um die Themen Nachhaltige Verpackung, Unverpackt und Zero Waste drehten. Außerdem hat sie sich für den fachlichen Austausch zwischen Expert*innen zum Thema „Nachhaltige Verpackung“ Whitepaper-Autorin Kerstin Hermuth-Kleinschmidt, Dr. Thomas Maier-Eschenlohr von Landpack und Celine Barth von Bio-Lutions zu einem Audiobeitrag ins Studio geholt.

Mein erster Online-Messebesuch gestaltet sich zuerst smart und reibungslos. Diskussionsrunden vom Home-Office-Schreibtisch aus folgen? Super Sache, her damit! Die Anmeldung geht glatt, aber letztlich habe ich doch eine halbe Stunde gebraucht, um zu verstehen, wie mein Profil mit Foto, Firmenangaben und „Suche und Biete“ funktioniert. Das Digitalangebot stammt von „tolque“ und beinhaltet vom Match mit passenden Besuchern über relevante Aussteller bis hin zu interessanten Panels eigentlich alles, was man auch bei einem analogen Vor-Ort-Besuch gerne hätte. Aber es hakelt an vielen Ecken, einige Funktionen sind eher unpraktisch, manche gehen gar nicht. Um das sicher klug angedachte System zu verstehen, hätte es eine einstündige Online-Anweisung gebraucht. Nach dem Update nach Messetag 1 ging einiges smarter. Dennoch habe ich einen tiefen Respekt vor den Software-Developer*innen, die bestimmt bis zur letzten Minute programmierten.

Interessant waren meine Panels in jedem Fall. „Zero Waste, Grundlagen und Chancen für Fachhändler im Non-Food Bereich“ im Forum Fachhandel mit der Bloggerin Olga Witt: interessant. Bringt mir aber nichts Neues, ich habe das Whitepaper „Ausgepackt“ gelesen. Auch ging mir der Fokus der Veranstaltung zu sehr ins subjektive, emotionale, das liegt vielleicht aber auch einfach am Medium „Blog“.

Die dritte Auflage unseres Research Papers AUSGEPACKT: Mythencheck nachhaltige Verpackungsmaterialien ist erschienen.

Research Paper: Ein wissenschaftlich fundierter, zugleich anwendungsbezogener Einblick in aktuelle Debatten. Wir nehmen Makro- und Mikrotrends unter die Lupe, prüfen die Fakten und entwickeln mit interdisziplinärem Blick praktikable und stimmige Lösungswege.

Aber „Verbrauchervertrauen auf allen Stufen der Öko-Wertschöpfungskette: Konzepte und Indikatoren auf dem Prüfstand“ im Forum Wissenschaft: hochinteressant!Die drei klugen Referentinnen Dr. Antje Risius, Dr. Christin Schipmann-Schwarze und Prof. Dr. Achim Spiller präsentieren die Ergebnisse der ersten Arbeitsphase von Forschungsprojekten, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit Vertrauen und Authentizitätswahrnehmung bei Bio-Lebensmitteln befassen. Außerdem werden die Ansprüche von Verbraucherinnen an Bio-Qualität thematisiert. Es wird analysiert, wie der ökologische Landbau vertrauensvolle Kundenbindungen aufbauen kann.

Auch die Diskussionsrunde im Forum Nachhaltigkeit: „Einfach weglassen? Über den Umgang mit Verpackung im (Einkaufs)Alltag“ mit der resoluten Ute von Buch, Chefredakteurin des Magazins Kreativ verpacken: sehr interessant! Die Situation von Verbraucherinnen und Verbrauchern sei „zwischen Baum und Borke“: Hygienische und sichere Verpackung einerseits, weniger Verpackung andererseits. Klar wird: ohne die Akzeptanz von Konsumentinnen geht’s nicht. Aber wie Herstellerinnen und Handel sie motivieren können, bleibt offen. Spannnende Frage, der man einmal mit einer Studie nachgehen könnte. Darüber diskutieren die kluge Carolina Schweig, Melanie Kröger und Marie Delaperrière.

Überraschend interessant war die Milchbauern-Diskussion, in die ich durch Zufall geriet. Es ging um die Herkunft von Milch mit den Punkten Kälberhaltung, EU-Richtlinien und den Bedingungen des Handels. Wusste ich alles gar nicht.

Und jetzt kommt der ganz normale menschliche Faktor der Beobachtung: Manche der Referent*innen saßen in perfekt eingerichteten Büros, andere vor dem Skype-Unscharf-Hintergrund. Aus dem dann doch die eine oder andere Kinderstimme durchdrang. Ein Moderator saß vor Hochbett und Yoga-Umgebung. Respekt für jeden, der eigentlich für Menschen spricht, mit denen aber nur per Chat verbunden sein kann.

Was werden die nächsten Trends für die Biofach-Macher, Ausstellerinnen und -Besucherinnen sein?

  • Wassermangel begegnen (Wasser sparen)
  • alles, was “bio“ etc. ist, sexier für die Endkunden machen, sowohl in die ganz authentische Nischenrichtung, als auch “wie kriegen wir das in den mainstream?“
  • Unverpackt mit all seinen Stärken und Schwächen

Am Tagesende meines „Besuchs“ der Biofach 21 war ich erschöpft wie nach einem normalen Messetag auch. Randvoll mit News, Infos und Eindrücken. Wo sind meine Notizen? Woher bekomme ich die Präsentation? Die Visitenkarte? Kurz: Wie nach einer normalen Messe. Und gar keine Messe wäre nun wirklich keine Lösung gewesen.

Die rein digitale Version der Biofach21 fand unter dem Zeichen der Pandemie statt. Wenn man nicht zur Messe fahren kann und trotzdem neugierig auf fachlichen Austausch zwischen Experten zum Thema „Nachhaltige Verpackung“ ist, holt man sie sich halt ins Studio.

Wir haben uns zum Thema Nachhaltige Verpackung drei Experten, die in vier Ländern tätig sind, zum Gespräch eingeladen und wollen in loyaler Talk-Atmosphäre den Zuhörern einen Einblick in Ihr Tun geben. Über Ihre Visionen, Ihre Vorhaben, was Sie schon geschafft haben, und was daran schwer oder auch leicht war. Kerstin Hermuth-Kleinschmidt, NIUB Nachhaltigkeitsberatung und Mitautorin des Whitepapers „Ausgepackt“, spricht mit Dr. Thomas Maier-Eschenlohr, Co-Founder und CEO von Landpack und Celine Barth, Communications und PR Manager, von Bio-Lutions.

  • Landpack entwickelt und produziert umweltfreundliche und leistungsfähige Isolierverpackungen aus Stroh, sowie GDP konforme Isolierverpackungen für Life Science Produkte.
  • Bio-Lutions bietet nachhaltige Verpackungs- und Einweggeschirrlösungen aus Pflanzenfasern, die landwirtschaftliche Reststoffe sind.

Dr. Thomas Maier-Eschenlohr, Landpack, zu den noch längst nicht ausgeschöpften Optionen der Nutzung von Stroh als Ersatz für Styropor:

„Man hat in verschiedenen Studien herausgefunden, darunter auch von Umweltorganisationen wie der IFEU, dass 30% des Strohs entnommen werden können, ohne dass die Humusbilanz negativ beeinflusst wird. Das ist dieser Überschuss von 80 Millionen Tonnen pro Jahr. Wenn Sie einen Vergleich machen: 1% dieser Menge reicht, um Styropor in Europa komplett zu ersetzen.“

Celine Barth, Bio-Lutions, zur Wichtigkeit, dass nachhaltige Produkte auch den Massenmarkt erreichen:

„Eine Mutter, die ein ganz normales Einkommen und vier Kinder zu Hause hat, die wird niemals irgendwelche nachhaltigen Teller im Supermarkt zu 7 Euro für 5 Stück kaufen. Da ist die Entry Schwelle zu hoch. Das Konzipieren der nachhaltigen Produkte ist entscheidend, dass sie wachsen und den Markt erschließen. Der Ansatz ist ja nicht mehr, eine kleine Minderheit von wohlhabenden Ökos zu bedienen, sondern eben echte Massenmarktprodukte zu ersetzen. Das ist das Wichtige.“

Im März 2022 erscheint die dritte Auflage unseres Research Papers “AUSGEPACKT: Mythencheck nachhaltige Verpackungsmaterialien”. Tragen Sie sich jetzt in unsere Mailing-Liste speziell zum Thema Nachhaltigkeit ein, um keine Inhalte rund um den Launch zu verpassen.

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