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Wie nachhaltig ist unser Weihnachtsbaum?

Ein Beitrag von Daria Mak-Walther

Daria Mak-Walther unterstützt den Wissensaustausch zwischen Deutschland und Mittel- und Osteuropa und baut so Brücken zwischen Ost und West.

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Veröffentlicht: 05.12.2023

Lesezeit: 4 Minuten

Letzte Änderung: 05.12.2023

Themen:

Schlagworte:

  • #csr
  • #lieferkette
  • #nachhaltigkeit

Bei Nachhaltigkeit an Weihnachten denken viele zunächst an nachhaltiges Schenken. Doch was ist eigentlich mit dem Weihnachtsbaum, unter dem unsere nachhaltigen Geschenke liegen? Daria Mak-Walther beantwortet die Frage nach der Nachhaltigkeit von Weihnachtsbäumen und zeigt, warum es auf die Lieferkette ankommt.

Sattgrün muss er sein, einen gleichmäßigen Wuchs haben, weiche Nadeln, angenehm riechen und wenig nadeln – der Weihnachtsbaum in unseren Stuben, alle Jahre wieder! Bald schmückt er wieder unsere Wohnzimmer, um dann nach ca. 2-3 Wochen „Dienstzeit“ ausrangiert zu werden. Als begeisterte Gärtnerin, die auch keine Blumen aus dem Garten für die Vase schneidet, habe ich ein schlechtes Gewissen, einem (Weihnachts-)Baum den Lebensfaden abzuschneiden. Ein paar Nadelzweige in der Vase tun es schließlich auch.

Aber wie ist es um unseren liebsten Winterbaum bestellt? Ist er nachhaltig? Schließlich ist er ca. 8-11 Jahre gewachsen, bevor er ins heimische Wohnzimmer geholt wurde. In dieser Zeit hat er sehr viel CO2 gespeichert, das er – wenn er nicht kompostiert wird – bei der Verbrennung wieder freigibt. Also eine Nullrechnung?

Ein paar Fakten rund um den Weihnachtsbaum

Von den etwa 30 Millionen Weihnachtsbäumen, die hierzulande verkauft werden, stammen ca. 15 % aus konventioneller Forstwirtschaft, ca. 1 % aus der ökologischen Forstwirtschaft. Der Rest wuchs in eigens angelegten Weihnachtsbaumkulturen.

Der Umweltverband BUND ließ 2020 stichprobenartige Kontrollen durchführen und von einem unabhängigen Labor auf Rückstände untersuchen.  Das Ergebnis: Bei 2/3 der untersuchten Bäume wurden Rückstände von Pestiziden gefunden, darunter gesundheitsgefährdende und solche, die in Deutschland nicht zugelassen waren.

Damit unsere Traditionsbäume schön gleichmäßig wachsen, werden zudem künstliche Düngemittel ausgebracht.

Es gibt jedoch Alternativen: Weihnachtsbäume aus ökologischem Anbau. Manche tragen das Ökosiegel von Bioland, Naturland, Demeter oder sind FSC-zertifiziert. Sind diese Öko-Weihnachtsbäume also nachhaltig? Hier lohnt sich ein Blick auf das Konzept der Nachhaltigkeit.

Nachhaltige Weihnachtsbäume? Auf die Lieferkette kommt es an

Nachhaltige Entwicklung basiert nicht nur auf ökologischen Faktoren. Das beschreibt das weithin etablierte Modell der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Ziel nachhaltiger Entwicklung ist es demnach, diese drei Dimensionen – Ökonomie, Ökologie und Soziales – in Einklang zu bringen. Nachhaltigkeit bedeutet also auch, soziale Aspekte, wie Menschenrechte zu berücksichtigen.

Was bedeutet das nun für die Weihnachtsbäume aus ökologischem Anbau? Bestehen hier etwa Risiken für Menschenrechtsverletzungen? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich die Lieferketten ansehen. Denn auch bei Bäumen aus heimischem Anbau ist die Antwort nicht einfach.

80 % der in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume sind Nordmanntannen, 15 % sind heimische Fichten. Die Nordmanntannen stammen zwar aus heimischem Anbau, aber woher stammt das Saatgut? Das stammt fast ausschließlich aus dem Kaukasus, aus Georgien, um genau zu sein. Es wird aus den Zapfen gewonnen, die georgische Arbeiter aus der Spitze der hohen Bäume pflücken. Diese Bäume sind meist 30-40 Meter hoch. Eine Sicherheitsausrüstung nach EU-Standards gibt es für die Pflückenden selten. Meistens verläuft die Ernte unter nur unzureichenden Schutzmaßnahmen. Dass es sich beim Zapfenpflücken nicht um eine geregelte Arbeit handelt, bei der die Arbeiter in sozialversicherungspflichtiger Festanstellung beschäftigt sind, dafür bedarf es keiner Fantasie. Im ärmsten Land Europas verrichten die Arbeiter ihre Arbeit für einen geringen Lohn, ohne je-den Anspruch auf Altersbezüge oder Gesundheitsschutz: Stürzt beim Pflücken ein Arbeiter herunter und trägt er als Folge des Sturzes vielleicht eine Behinderung davon, muss er selbst sehen, wie er in Zukunft klarkommt.

Die Hauptabnehmer der georgischen Zapfen sind deutsche und dänische Firmen.

Ist also unser Weihnachtsbaum aus ökologischem Anbau nachhaltig? Wenn wir den Begriff „Nachhaltigkeit“ von der rein ökologischen Bedeutung auf einen weiteren Bereich, und zwar soziale Aspekte und „Fair Trade“ ausweiten, müssen wir in den meisten Fällen verneinen.

Fazit

Möchten Unternehmen wirklich nachhaltige Weihnachtsbäume produzieren, müssen sie auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette ihrer Bäume achten. Für ihre Bäume können sie dann auch das Fair Trees-Siegel erwerben. Und wir Verbraucher können dann wirklich Weihnachten mit gutem Gewissen feiern, unter einem wirklich nachhaltigen Weihnachtsbaum.

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